Read about Quaker beliefs and practices in
Eine Einführung in den Glauben und die Lebenspraxis der Quäker
Contents
- Einleitung
- 1. Grundlagen des Quäkerrglaubens
- 2. Zusammenkünfte der Quäker
- 3. Quäker Zeugnisse
- 4. QuäkerStrukturen
- 5. Weltfamilie der Freunde
- 6. Leben und Entwicklung von Kleinen Andachtsgruppen
- 7. Literratur
4. QuäkerStrukturen
Weil Freunde an die Möglichkeit unmittelbarer und direkter Verbindung mit Gott glauben, haben sie kein Bedürfnis nach einem ausgeprägten kirchlichen Verwaltungsapparat, nach Organisation oder Autorität empfunden. In gewisser Weise nehmen die Freunde in ihrem persönlichen Leben die Verpflichtung wahr, Gottes Willen zu ergründen und zu befolgen, wie es für sie stimmt. Dennoch haben sie ein Netzwerk von lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Organisationen entwickelt.
Vorbereitungs-, Monats- und allgemeine Versammlungen (Preparative, Monthly and General Meetings)
In den meisten Ländern ist die Monatsversammlung die grundlegende Versammlung der Religiösen Gesellschaft der Freunde. In England und Kenia, z.B., ist die monatliche Versammlung aus mehreren kleineren Vorbereitungsversammlungen zusammengesetzt. In anderen Ländern ist jede lokale Versammlung eine Monatsversammlung.
Monatsversammlungen entscheiden unter anderem über Mitgliedschaften und über die korrekte und regelmässige Durchführung der Meetings for Worship. Die Monatsversammlung ist auch der Ort, an dem ein Mitglied ein besonderes Anliegen – einen spirituellen Auftrag – überprüfen lassen kann. Wenn es der Monatsversammlung angemessen erscheint, kann sie das Anliegen vor die Jahresversammlung bringen.
Da es keine Geistlichen gibt, haben alle Mitglieder Verantwortung für das Leben ihrer Gruppe. Dennoch ernennen alle Vorbereitungs- und Monatsversammlungen einen Clerk (Vorsitzenden). Die meisten Gruppen haben für spezielle Aufgaben Komitees oder Verantwortliche ernannt. Die sog. „Elders“ sind speziell für das spirituelle Leben der Gruppe und für die Durchführung des Meetings für Worship besorgt. Ein äusseres Zeichen ihrer Aufgabe besteht z.B. darin, dass sie die Andacht durch die Darreichung ihrer Hände beenden. „Overseers“ übernehmen eine pastorale Verantwortung für einzelne Freunde, Freunde der Freunde oder Familien. Sie informieren und beraten über Mitgliedschaft und unterstützen bei persönlichen Schwierigkeiten. Sie bleiben auch im Kontakt mit Freunden, die nicht regelmässig zu Andachten kommen können.
In gewissen Ländern treffen sich Freunde von verschiedenen Monatsversammlungen von Zeit zu Zeit zu einer allgemeinen Versammlung (Regional oder Quarterly Meeting). Dort werden eher Themen von allgemeinem Interesse als geschäftliche Angelegenheiten besprochen.
Jahresversammlung
Eine Anzahl von Monatsversammlungen bilden zusammen eine Jahresversammlung, die in Europa meistens ein ganzes Land umfasst. Bei Jahresversammlungen treffen sich die Quäker, um miteinander Anliegen von Monatsversammlungen zu beraten und alle anderen Geschäfte zu entscheiden, die eine gemeinsame Beschlussfassung erfordern. Die meisten Jahresversammlungen haben ein Komitee oder regelmässige Treffen von Vertretern der Monatsversammlungen, um dringendere Geschäfte zu behandeln. Jahresversammlungen können besondere Anliegen oder Aufgaben auch an Ausschüsse delegieren. Viele Jahresversammlungen haben ein Komitee für Öffentlichkeitsarbeit (sog. Outreach) und für Quäkerzeugnisse. Jahresversammlungen oder ihre Komitees können auch Personal für administrative oder inhaltliche Unterstützung anstellen.
Books of Discipline (Bücher des Lebens und Wirkens)
Gelegentlich publizieren grössere Jahresversammlungen eine Anthologie von Schriften aus der ganzen Geschichte der Quäker. Solche Bücher enthalten sowohl spirituelle Erfahrungen von Freunden als auch organisatorische Angelegenheiten der betreffenden Jahresversammlung. Im Gegensatz zum Titel bieten diese Bücher eher Richtlinien an als strikte Regeln.
1995 einigte sich die britische Jahresversammlung auf eine Neuausgabe von „Quaker Faith and Practice“. Dieses Buch enthält auch Ratschläge und spezifische Fragen (Advices and Queries). Sie werden manchmal in der Andacht als Ausgangspunkt für Meditation und zum Nachdenken laut vorgelesen. Sie geben Einsicht in eine ganze Reihe von inneren Einstellungen und Verfahrensweisen der heutigen Religiösen Gesellschaft der Freunde. Auch hier handelt es sich nicht um Regeln, sondern um Hinweise für die Suche nach Liebe und Wahrheit.
Protokolle
Protokolle sind schriftlicher Ausdruck von Übereinstimmung in Geschäftsversammlungen (Sense of the Meeting) und bilden eine wichtige Form der Kommunikation zwischen Vorbereitungs-, Monats- und Jahresversammlungen sowie ihren Komitees. Sie stellen auch historische Dokumente über das Leben und die Anliegen der Freunde und der Religiösen Gesellschaft der Freunde dar. Deshalb werden sie in Archiven sorgfältig aufbewahrt.
Ernennungen
Weil die meisten Gruppen nicht abstimmen, gibt es auch keine Wahlen. Die Quäkermethode besteht darin, eine Auswahlkommission zu beauftragen, welche von der ganzen betreffenden Versammlung eingesetzt worden ist und Personen vorschlägt. Die Versammlung wird dann entweder den Vorschlag der Auswahlkommission annehmen oder sie bitten, ihren Vorschlag noch einmal zu bedenken. Auswahlkommissionen erfüllen für die Pflege der Gemeinschaft eine essentielle Rolle, denn das Mischen und Zusammenfügen der verfügbaren Talente erfordert sowohl Urteilskraft als auch Fantasie.